Jüdische Gemeinde Regensburg

Regensburg hat die älteste jüdische Gemeinde Bayerns. Das belegt erstmals eine Urkunde von 981. Die Stadt bildete damals eines der geistigen und geistlichen jüdischen Zentren. Im Früh- und Hochmittelalter stellte die jüdische Gemeinde eine der bedeutendsten im Kaiserreich dar. Als Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit war sie in ganz Europa bekannt.

Um das Jahr 1000 gehörten jüdische Bürger in Regensburg fest zur Stadtbevölkerung, oft als Händler oder Geldverleiher. Im Laufe der Jahrhunderte wich die Akzeptanz der Juden wachsendem Misstrauen. So wurde dem Regensburger Dom im 14.Jh. die Steinskulptur der „Judensau“ hinzugefügt. Damit sollten Juden gedemütigt werden.

Nach zahlreichen Pogromen und Prozessen und dem Tod des kaiserlichen Schutzherrn Maximilian I. gipfelte diese Entwicklung in der Vertreibung der Juden aus der Stadt. Am 26. Februar 1519 mussten die Juden auf Druck vieler Händler die Stadt verlassen. Synagoge und Friedhof wurden zerstört. Grabsteine vom jüdischen Friedhof wurden geschändet und in Wohnhäuser verbaut. Sie sind noch heute auffindbar.

Erst 150 Jahre nach der Vertreibung wurde das jüdische Leben in Regensburg wiederbelebt. Vom Leben als Schutzjude bis zum bayerischen Bürger israelitischer Konfession war es aber ein langer Weg. Jüdisches Leben zum Ende der Kaiserzeit und bis in die Weimarer Republik war vielfältig und gut integriert. Mit der fortschreitenden rechtlichen Gleichstellung entfaltete sich die jüdische Gemeinde. Sie erfand sich neu und erlebte eine kulturelle Blüte.

Mit der Aufhebung des Judenedikts in Bayern begann 1861 eine Zeit rechtlicher Gleichstellung von Juden. Sie konnten sich nun etwa ihren Wohnort frei wählen. Städte wie Regensburg waren ein attraktives Ziel, da sie über eine jüdische Gemeinde samt Infrastruktur verfügten. So kam es ab Mitte des 19. Jh. zu einer wachsenden Zahl von Mitgliedern in der Gemeinde. Das hielt bis Ende der 1870er Jahre an.

Bis Ende des 19.Jh. lebten Christen und Juden in guter Nachbarschaft. Auch die religiösen Gemeinschaften pflegten das Miteinander. Jüdische Bürger prägten das Stadtbild auch durch Geschäfte. Manche – wie das Kaufhaus Schwarzhaupt – gehörten besonders erfolgreichen jüdischen Bürgern. Im Jahr 1912 wurde eine neue Synagoge eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es antisemitische Ausfälle, doch insgesamt fühlten sich Juden in die Gesellschaft integriert.

Die Herrschaft der Nationalsozialisten ab März 1933 war für die Regensburger Juden der schlimmste Abschnitt der Stadtgeschichte. Einen ersten Höhepunkt von Diskriminierung, Entrechtung und Ausgrenzung bildete die Pogromnacht vom 9.11.1938. Mit ihr begann die systematische Auslöschung jüdischen Lebens. Diese gelang den Nazis auch in Regensburg.

Doch nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr jüdisches Leben eine Renaissance. Ab 1946 wurde Regensburg dafür zu einem bedeutenden Zentrum, auch weil die Stadt im Krieg vergleichsweise wenig zerstört worden war. Durch die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 verließen aber viele Juden die Stadt und emigrierten. Im Februar 1946 lebten fast 2000 Juden wieder in Regensburg. Ihre Zahl sank aber bis 1952 auf 200.

Nach Auflösung einer ersten jüdischen Gemeinschaft im Jahr 1950 folgte mit der am 1. August 1950 gegründeten ‚Jüdischen Gemeinde Regensburg‘ eine dauerhafte Einrichtung. Sie schloss sich 1951 dem Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden an. Bis heute gehört sie dazu. Die Gemeinde zählte damals etwa 350 Personen. Die meist aus Polen stammenden Mitglieder waren orthodoxe Juden. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs um das Jahr 1990 erfuhr die Jüdische Gemeinde einen erheblichen Zuwachs durch Jüdinnen und Juden aus dem östlichen Europa. Die Jüdische Gemeinde errichtete mit tatkräftiger Unterstützung von Stadt und Stadtgesellschaft ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge an ihrem historischen Ort. Am Brixener Hof und zählt heute über 1000 Mitglieder. Die Synagoge wurde am 27. Februar 2019, 500 Jahre nach der Vertreibung der Juden aus Regensburg, eingeweiht.

Weitere Informationen zur Jüdischen Gemeinde Regensburg finden Sie hier:

https://jg-regensburg.de/